Deutschland

„Ich habe mich immer danach gesehnt, von einem anderen Menschen erkannt zu werden, wirklich erkannt. Manchmal hegen wir jahrelang Sehnsüchte, die wir nicht benennen können, bis sich ein Riss im Himmel auftut, durch den wir uns selbst erkennen, wie eine Offenbarung – so wie in der Pandemie, denn während des Lockdowns fing ich an, mein Leben zu durchforsten und den lange Zeit unbenannt gebliebenen Dingen Namen zu geben“.Nach Americannah nur endlich wieder ein neuer Roman der wunderbaren in Nigeria geborenen und in Amerika lebenden Autorin. Sie schafft es auch in diesem Buch wieder, das Schicksal von Frauen lebhaft und anschaulich widerzuspiegeln, es geht wieder um in Afrika geborenen, teils in Amerika lebende Frauen, die auch immer wieder mit Vorurteilen, Rassismus und Übergriffen von Männern zu kämpfen haben. Sie verlieren nicht ihren Mut, sondern durch den Zusammenhalt und ihre Freundschaften überwinden sie alle Schwierigkeiten. Ich mag die Art, wie die Autorin erzählt, schließlich hat sie für ihre Bücher auch schon zahlreiche Auszeichnungen erhalten.

Dream Count

„Frieden…“, war von Weitem noch zu hören. Und „Waffen“. Oder war es „Bewaffnung“? Die Worte waren hastig gesprochen und wurden durch die Lautsprecher verzerrt“.&nbsp;Adi, Hagen und Gisela hören Rock´n´Roll wie viele andere auch im Köln des Jahres 1959. Und sie verfolgen Alfred Salz, mit dessen BMW ihr Freund Karl nach einer Demonstration gegen die Wiederbewaffnung überfahren worden ist. Sein Sohn pinselt Hakenkreuze an die Wände der Stadt. Zur gleichen Zeit bringt eine gewisser Reinhard Clausen Menschen um. Die Auswahl scheint zufällig zu sein, doch es ist ein Rachefeldzug gegen die Menschen, die damals seiner Familie geschadet haben. Sehr spannend, fast wie ein Film.

Thriller | Rock 'n' Roll und Rache | Eine Mordserie erschüttert Köln

Tanz im Dunkel

"Franz Escher wartete immer noch auf den Elektriker, als er mit dem Puzzle fertig war."&nbsp;Wolf Haas, immer ironisch und zu Späßen aufgelegt. So auch wieder in seinem neuen Roman „Wackelkontakt“. Franz Escher ist Trauerredner. Zur Zeit wartet er in seiner Wohnung auf den Elektriker. Um sich die Wartezeit zu vertreiben liest er ein Buch über den Mafia Kronzeugen Elia Russo. Der wiederum sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Entlassung. Um sich die Wartezeit zu vertreiben, liest er ein Buch. Es handelt von einem gewissen Franz Escher. Als der Elektriker bei Escher ist, zieht dieser aus Versehen den Sicherungskasten-Stecker, und der Elektriker fällt tot von der Leiter. Was für eine Geschichte. Verrückt, pointiert, abwechslungsreich. Haas springt zwischen zwei Handlungssträngen hin und her und man muß genau aufpassen. Aber man kann nicht mehr aufhören zu lesen trotz aller Tragik in der Geschichte.

Wackelkontakt

“ Aus Lilas Nachttisch steht eine gerahmte Fotografie, die wegzuräumen ihr bisher die Energie - oder der Wille- gefehlt hat”Lila schreibt Beziehungsratgeber und lebt in London mit ihren zwei Kindern. Als ihr Mann sich wegen einer anderen Frau von ihr trennt und diese dann auch noch ein Kind von ihrem Ex erwartet, gerät ihr Leben ziemlich aus den Fugen. Dann stirbt auch noch ihre Mutter, die ihr immer eine Beraterin in allen Lebenslagen war, und ihr Stiefvater Bill zieht bei ihr ein. Als dann auch noch ihr leiblicher Vater vor ihr steht, ist das Chaos perfekt. Dieser Gene mit seinen Nirvana Tshirts, der früher mal ein gefeierter Fernsehstar war, bringt alles durcheinander. Aber natürlich sortiert sich am Ende alles, und Lila ist sogar bereit für eine neue Liebe.&nbsp;&nbsp;Ein guter Unterhaltungsroman wenn man einfach mal abschalten möchte findet Beate Hiller

Limitierte Erstauflage mit gestaltetem Buchschnitt

Zwischen Ende und Anfang

„Am Büfett perlte Tau auf den giftigen Beeren, der gelbe Sand des Lidos rieselte durch die Wespentaille und landete auf dem Boden des Stundenglases, der tote Hase lag fast wie schlafend da, und der Schädel grinste, als es dem Wurm gelang, den Apfel über die Tischkante zu schieben.“&nbsp;Nach dem Schlaganfall ihrer Mutter besorgt sich Klara Unterstützung. Paulina aus Slowenien kümmert sich vorbildlich. Klara kann sich ihrer Karriere als Architektin widmen, ihr Mann Jakob ist Fotograf und zieht mit seiner Kamera durch die Lande. Tochter Ada ist ein Teenager und braucht nicht mehr so viel Betreuung. Paulinas Kinder werden in der Zwischenzeit in der Slowakei von ihrer Schwiegermutter betreut. Paulina ist getrennt von ihrem Mann Martin, der sich nicht sonderlich in die Familie einbringt. Es scheint alles perfekt, auch Paulina ist zufrieden, doch dann ändert sich die Situation. Man bittet sie hier um einen kleinen Gefallen, ein bißchen mehr Arbeit, länger bleiben, doch nicht alle zwei Wochen heim fahren zu den Söhnen. Und es brodelt immer mehr in Paulina, was aber niemand merkt. Eine Katastrophe bahnt sich an.&nbsp;Eine kurze, knackige aber sehr spannende Erzählung findet Christine Riehle

Halbe Leben

„Der Präsident gesteht: Dem eingeschüchterten Mädchen gegenüber war er sehr wohlwollend und freundlich, so gütig, wie in den Schulbüchern über ihn zu lesen war.“Niemand kennt die ehemalige DDR so gut wie Christoph Hein, und in diesem Roman, der über 700 Seiten hat, beschreibt er, wie diese ehemalige Republik nach Ende des zweiten Weltkriegs entstanden ist, und wie dieses System es geschafft hat, die Menschen so zu manipulieren, dass sie dem ganzen hörig waren. Der Autor lässt hier verschiedene Menschen aufeinandertreffen, begleitet sie durch die dramatischen Entwicklungen einer im Werden befindenden Gesellschaft, die das bessere Deutschland zu repräsentieren vermeint und doch von einem Scheitern zum nächsten eilt. Viele dieser Menschen erkennen das und sehen sich zunehmend auf einem Narrenschiff segeln, doch aus lauter Bequemlichkeit schaffen sie es auch nicht , sich zu lösen. Genial geschrieben mit einem wunderbaren Buchcover.

Roman | Eine epische Erzählung der DDR und ihrer Bürgerinnen und Bürger - von der Staatsgründung bis zum Mauerfall

Das Narrenschiff

„Vielleicht hatte Cyrus die falschen Drogen genommen oder die richtigen in der falschen Reihenfolge, aber als Gott ihm nach siebenundzwanzig Jahren des Schweigens endlich antwortete, hatte er nur einen Gedanken: Mach das noch mal. Zur Sicherheit.“&nbsp;Cyrus Shams ist Literaturstudent und Poet und irgendwie auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Ein wenig orientierungslos versucht er sich mit Alkohol und Drogen, bis es so schlimm wird, dass er einen Entzug machen muß. Es kämpft mit sich und dem Leben nachdem seine Mutter an Bord eines Flugzeugs über dem Persischen Golf von einem amerikanischen Schiff abgeschossen wurde. Sein Vater verließ mit ihm den Iran, als er noch ein Baby war, um in Amerika auf Hühnerzuchtfarmen zu arbeiten. Aber auch er wurde nicht alt, und so musste sich Cyrus relativ jung alleine durchs Leben kämpfen. Sein Vorbild sind jene Märtyrer der Menschheitsgeschichte, die ihr Leben opferten, um Gutes zu bewirken. Seine Begegnung mit einer sterbenden Künstlerin, die in einem Museum sitzt und sich den Fragen der Menschen stellt, bringt eine unerwartete Wendung in sein Leben.Ein Roman voller literarischer Metaphern, ein Erstlingswerk eines iranischen Autors, das bei mir nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.

Roman | Der New-York-Times-Bestseller | Barack Obama Leseliste 2024 | Nominiert für den National Book Award 2024

Märtyrer!

„In der Hocharktis hat das Jahr nur einen einzigen Tag – einen Tag und eine Nacht. Der Sonnenuntergang im Oktober dauert knapp eine Woche, bevor sich die winterlange Dunkelheit herabsenkt“. Die spannende Reihe um die mächtige und reiche Reedersfamilie Falck aus Norwegen geht weiter. Sasha Falck ist ihrem Vater nach dessen Tod an die Spitze der Unternehmensführung gefolgt. Doch dann taucht ein Testament auf, in dem Hans Falck zum rechtmäßigen Erben ernannt wird, und Sasha muss ihre Führung abgeben und die Familie muß auch aus dem schönen Anwesen Reederaugen ausziehen. Die Situation spitzt sich zu, als Sasha von einem ausländischen Spion in der Stiftung erfährt, was eine fieberhafte Suche nach dem Maulwurf nach sich zieht. Intrigen und immer wieder spannende Wendungen machen auch diesen zweiten Band der Reihe aus. Ein dritter Band ist offensichtlich auch schon in Arbeit. Unbedingt lesen findet Beate Hiller.

Felsengrund

„Heute Morgen kam ein Bussard vom Himmel geschossen und stürzte sich auf eine meiner jungen Hennen. Sie hatte sich aus dem Schutz der Obstbäume herausgewagt und abseits von anderen gepickt.“Linda findet sich nach einem Schicksalsschlag auf einem Hof im Niemandsland wieder und sorgt sich dort um Hühner und andere Tiere. Ihr altes Leben passt nach dem Unfalltod der Tochter nicht mehr zu ihr und sie entfernt sich nicht nur räumlich von ihrem Mann.Auch Richard trauert, aber auf seine Art und beide entfernen sich immer weiter voneinander. Nicht immer trägt die gemeinsame Vergangenheit und Daniela Krien versteht es wie keine andere Autorin diesen Spagat in Worte zu fassen.Bewegend, berührend und nicht ohne Hoffnung findet Beate Hiller

Mein drittes Leben

“Schräg gegenüber sitzt eine Frau mittleren Alters”&nbsp;Endlich mal wieder ein neuer Roman von Daniel Glattauer, der durch sein Buch „Gut gegen Nordwind“ bekannt geworden ist. Sein neuer Roman handelt von zwei Menschen, einem Mann und einer Frau, die zufällig in einem Abteil auf einer Zugfahrt von Wien nach München sitzen. Er heißt Eduard Brünhofer, Verfasser von Liebesromanen und selbst, wie er sagt, glücklich verheiratet. Sie heißt Cathrin Mayr, hat ständig wechselnde Liebschaften und ist Psychologin. Eduard hat eigentlich keine Lust sich zu unterhalten, doch unweigerlich kommen die zwei ins Gespräch. Es passiert nicht viel auf dieser Zugfahrt, doch die Dialoge zwischen den beiden sind genial und pointenreich, und auch das Ende ist auf keinen Fall so wie man es erwartet hat.Ein absolut großer Spaß findet Christine Riehle

In einem Zug

„Ich war es, die hierher wollte und alle anderen überredet hat. Ich wollte ans Licht. Glattgezogene Strände, der heranrollende Atlantik. Goldgräberstädte an den Küsten, ein Garten im Hinterland“.Elena reist mit ihren zwei Kindern, einer Freundin ihrer Tochter und dem Kindermädchen an die Cote d´Azur in das etwas heruntergekommene Ferienhaus ihrer Freundin. Alles scheint harmonisch, doch die Abgründe lauern im Idyll. Die ausgetrockneten Wälder stehen in Flammen, unangekündigte Gäste tauchen auf, Konflikte spitzen sich zu, gefeuert von Eifersucht, Misstrauen, ökonomischen Abhängigkeiten. Es passiert nicht so viel in dem Roman, doch die Autorin baut die Spannung geschickt auf, man ahnt ständig eine bevorstehende Katastrophe.

Drei Wochen im August

„Margrit. Sie hat gehört, es gibt eine Sprache, die hat ein Wort für jene Stille, die eintritt, nachdem der Besuch gegangen ist. Arthur hat ihr davon erzählt, wer sonst. Er sitzt vorne und fährt sie, wie fast jeden Tag, das kurze Stück zum Römischen Garten.“&nbsp;Margrit ist 102 Jahre alt und lässt sich jeden Tag von Arthur in den römischen Garten bringen. Dort, mit Blick auf die Elbe erinnert sie sich – an den Krieg, ihre Liebhaber und an Else, Gestalterin des Gartens und die große Liebe ihrer Mutter. Arthur, ihr Fahrer trauert um seinen toten Zwillingsbruder Theo und fährt die alten Leute aus der Seniorenresidenz durch die Gegend. Dann gibt es noch die Enkelin von Margrit, Luzie. Sie hat die Schule geschmissen und möchte Tätowiererin werden. Dabei ist Margrit, die alte Dame, ihr Übungsobjekt.Ein wunderbar einfühlsamer und lustiger Roman über die Wunden, die uns zeichnen im Leben und die Frage, wie man lernt, loszulassen, zu vertrauen und weiter zu atmen.

Flusslinien

Die 48-jährige Liv ist Ehefrau, Mutter von drei Kindern und arbeitet erfolgreich als Küchenplanerin. Mit den Wechseljahren hat sie sich noch nie befasst. Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, klar, davon hat sie schon gehört. Aber dass eine Hitzewallung tödlich enden kann, damit hätte sie nun wirklich nicht gerechnet. Und wahrscheinlich auch nicht der Typ, der ihrem pubertierenden Sohn eigentlich nur ein paar Drogen verkaufen will und Liv dabei so provoziert, dass sie ihm den Schädel einschlägt. Ab da gerät ihr wohlgeordnetes Leben gehörig aus den Fugen. Denn die eine Leiche bleibt nicht lange alleine, und jeder neue Tote sorgt für neue Probleme. Aber immerhin auch dafür, dass Liv sich über ihren verdammten Hormonhaushalt informiert und endlich aufhört, sich zwischen Familie, Job und Haushalt aufzureiben. 'Morden in der Menopause' erzählt die Geschichte einer Frau, der der Kragen platzt - und zwar so gewaltig, dass ein paar Leute leider über die Klinge springen müssen. Spannend, witzig und originell - der erste menopausale Krimi der Welt!Die humorvolle Krimireihe 'Morden in der Menopause' von Tine Dreyer:1. Band: Morden in der Menopause2. Band: Morden in der Menopause mit dem richtigen MindsetAlle Bände sind eigenständige Romane und können unabhängig voneinander gelesen werden.  

Morden in der Menopause

„Irgendwo vor der Pazifikküste Panamás, auf dem ruhigen blauen Wasser der Bucht, saß Francisco Aquino allein in seinem Boot. Er hatte es selbst gebaut aus dem Stamm einer Zeder, entrindet und bearbeitet mit nichts als einer Steindechsel und einem gekrümmten Messer“.Als um 1900 ein Kanal gebaut wird, der Atlantik und Pazifik verbindet, treffen in Panama die unterschiedlichsten Arbeiter aus der Karibik, amerikanische Journalisten, aber auch Malaria-Ärzte und Wahrsagerinnen aufeinander. So auch Ada und der Fischerssohn Omar, die sich ineinander verlieben. Doch wie nah beieinander stehen Fortschritt und Ausbeutung. Das kann die Autorin sehr anschaulich anhand einiger Geschichten der dort involvierten Personen erzählen. So entsteht ein spannender Abenteuerroman, der uns aber auch interessante Details zum geschichtlichen Hintergrund enthüllt. Sehr abwechslungsreich und farbenfroh erzählt findet Christine Riehle

Der große Riss

„Seitdem ich kurz stehen geblieben bin, zum Innehalten, zum Atmen, zum Kurz-den-Mond-Anschauen, seitdem hab ich das Gefühl, hinter mir ist wer. Einer, der mir nach ist und mich verfolgt“.Marie ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann und flüchtet in die Berge, wo ihre Cousine Johanna in einer einsamen Selbstversorgerhütte lebt. Eigentlich mag Johanna ihre Cousine Marie nicht, aber nach und nach nähern sich die beiden Frauen an. Es ist ein archaisches Leben dort in der Einsamkeit, und doch macht es die beiden glücklich. In Rückblenden wird auch das Leben der beiden Frauen erzählt, wie es dazu kam, dass das Leben so ist wie jetzt.&nbsp;Eine sehr eindrückliche kurze Erzählung darüber dass auch einfache Dinge das Leben schön machen können. Christine Riehle

»Ein Roman wie eine Naturgewalt: Stürmisch, fesselnd und dabei voller Zärtlichkeit.« (Doris Knecht)

Wild wuchern

„Das Bett ist leer. Die Betreuerin Louise – dreiundzwanzig, kurze Beine, raue Stimme, heiteres Gemüt – steht barfuß auf den warmen, rauen Bodenbrettern der Hütte, die den Namen „Haus Balsam“ trägt, und stellt fest, dass die untere Etage des Stockbetts neben der Tür leer ist.“ Aus einem Sommercamp in den Adirondack Mountains verschwindet ein Mädchen, ausgerechnet die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land in den Wäldern gehören. Und sie ist die Schwester von Bear, der Sohn der Familie, der seit 14 Jahren vermisst wird. Kann das Zufall sein? Eine spannende Ermittlung beginnt, die tief in die Abgründe von zerrütteten Familien aus der Oberschicht führt, aber auch ein aus dem Gefängnis entflohener Sträfling, der „Schlitzer“ genannt wird, könnte ein Verdächtiger sein. Sehr spannend mit vielen überraschenden Wendungen und einem verblüffenden Ende.Christine Riehle

Der Gott des Waldes

„Lange hatte ich keine Vorstellung vom Tod.“ Hans lernt Helmut als Mitschüler kennen und ist fasziniert von dessen Elternhaus und vor allem von der schönen Stiefmutter. Helmut ist ein Quandt-Erbe und wird früh sterben, seine Stiefmutter wird als Magda Goebbels in die Geschichte eingehen. Nora Bossong lässt Helmut seine Geschichte erzählen von der Beziehung zu Magda, dem Bruch zwischen den beiden und der Ehe mit Goebbels. Eine Geschichte, die abstoßend und faszinierend zugleich ist.Ein besonderer Blick und ein Buch, das es einem nicht leicht macht. Die großen Schatten, die diese Frau wirft, lassen sich nicht wegschreiben und hier muss jeder Leser seinen eigenen Weg finden.Beate Hiller

Roman | Ein intensives Porträt der Frau, die Magda Goebbels wurde | Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024

Reichskanzlerplatz

„Sie legte die Hand auf ihren Bauch, lehnte sich mit der Schulter an den Fensterrahmen und sah auf die Straße hinunter.“ Honora überlebt knapp die Hungerkatastrophe in Irland im Jahr 1849. Welche Not herrschte und unter welcher Ungerechtigkeit die Menschen litten. Honora beherrscht die Kunst, den eigenen Weg zu gehen, sich unsichtbar zu machen oder nicht aufzufallen. Ihr gelingt die Fahrt nach Amerika, um hier als Dienstmädchen in der untersten Stufe zu enden – ohne Bezahlung und Rechte. Sie flüchtet in die Prärie, doch auch hier findet sie kein Glück… Doch Honora gibt die Suche nach der Freiheit und der Weite der Natur nie auf. Dieses Buch konnte ich nicht mehr aus der Hand lesen. Geschrieben in nüchternem Ton geht es mir immer noch nah. Auch die Tatsache, dass die historischen, furchtbaren Umstände nicht erfunden sind, sondern dass viele Menschen ein ähnliches Schicksal auf der Suche nach Glück in dieser Zeit erlebt haben… Großartige Literatur!Waltraud Wrobel

Sing, wilder Vogel, sing

„Sie hätte auf den Bus warten können, aber der Nachmittag war sonnig, und außerdem war es gut, Zeit fürs Ankommen zu haben. Besser nach Hause gehen, auch wenn sie daheim den Kopf schütteln würden über den doppelten Weg. Den Koffer konnte sie ins Schließfach geben und morgen holen.“1971 kehrt die junge Roberta nach einer Schneiderlehre in der Großstadt auf den elterlichen Hof zurück. Irgendwann einmal wird sie Bäuerin sein, aber im Stillen träumt sie von der Welt der großen Mode und liebt doch den Hof und die Arbeit in der Natur. Und vor allem liebt sie Wilhelm, den Sohn des Pfarrers. Wilhelms Mutter jedoch, der das Dorf immer fremd geblieben ist, träumt von einem anderen Leben für ihren Sohn. Als ein Unglück passiert, müssen beide Frauen ihr Leben überdenken und sich überlegen ob sie so weitermachen wollen wie bisher. Ein schöner, auch trauriger Roman, bei dem man auf jeden Fall ein paar Tränchen verdrücken muss.&nbsp; Beate Hiller&nbsp;

Zwei Leben

„Flashback – Die Revolvermündung auf der Stirn. Taschenlampenlicht, so grell, dass es blendet. Sie hört den Wind in den Bäumen. Dann die Frage, wütend gezischt: „Was ist passiert?“. Nun ist er endlich da: der dritte Band aus dieser Reihe, nach „der Morgen“ und „Die Dämmerung“ jetzt „Die Nacht“. Unsere beiden schon bekannten Ermittler Art Mayer und Nele Tschaikowski suchen weiter nach der Mutter der kleinen Milla, die bei Art im Haus wohnt und bei ihrer dementen Großmutter leben muss. In einer Wohnwagensiedlung, in der die Mutter der kleinen Milla, die übrigens Dana heißt, wohl gelebt haben muss gibt es einen verheerenden Brand und Art und Nele finden die Leiche eines angesehenen Berliner Richters und auch noch die Gebeine mehrerer namenloser Toten. Ich war sofort wieder mitten drin im Geschehen, und auch hier gilt: Spannung garantiert.&nbsp;Christine Riehle

Thriller | Bestseller von Marc Raabe bringen Sie um den Schlaf!

Die Nacht

„Hoch oben auf dem Deich stand eine junge Mutter und drückte ihr Bündel fest an die Brust. An ihrem erdfarbenen Rock riss der Wind, ihr Blick war starr auf das Segelschiff weiter unten gerichtet“. September 1960: Tilla Puls möchte unbedingt Tiefseetaucherin werden, ihr Vater ist auch Taucher und weiht sie schon im Alter von 15 Jahren in diese Kunst ein. Ihr Traum ist es, ein Schiffswrack zu erforschen, dass nahe ihres Heimatdorfes am Boden der Nordsee liegt. Gleichzeitig springen wir immer wieder zurück in das Jahr 1633 als Nes, eine junge Frau und ihre Mutter Unterschlupf in einem Schwesternkonvent finden, jedoch als Hexen von den restlichen Inselbewohnern verfolgt werden. Wie geschickt die Autorin diese beiden Erzählstränge verknüpft und wie es zum Sinken dieses Schiffes in der Nordsee kam, packt einen dermaßen, dass man das Buch nicht mehr zur Seite legen kann. Unbedingt lesen, findet Beate Hiller

Das Echo der Gezeiten

„Es würde knapp werden. Lilo räumte ihre Skizzen in den Entwurfsordner, schnappte sich die Handtasche und verließ ihr Büro. Ich muss weg, Herr Trautmann, rief sie im Flur durch die offene Tür in die Goldschmiedewerkstatt. Die junge Goldschmiedin Lilo hat ein sehr angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter, von deren familiären Wurzeln sie so gut wie nichts weiß. Als ein Schreiben auftaucht, das mit der Großmutter zu tun hat, stellt Lilo Fragen, doch sie bekommt immer nur die Antwort: „Frag nicht nach Agnes“. Agnes ist ihre Großmutter, die sie nie kennengelernt hat und deren tragische Lebensgeschichte in diesem Buch nach und nach erzählt wird.Wirklich richtig spannend, man muss bis zum Schluss lesen, um wirklich genau zu erfahren, was es mit dieser verzwickten Familiengeschichte auf sich hat. Absolute Leseempfehlung findet&nbsp;Beate Hiller.

Frag nicht nach Agnes

„Der Brief wog nur ein paar Gramm, aber er lag schwer in meiner Hand. Von außen unterschied er sich nicht von all den Rechnungen, Anträgen oder Glückwunschschreiben, die ich im Laufe der Jahre abgeschickt hatte. Doch dieser Brief war anders. Mit ihm sollte einer der wichtigsten Abschnitte meines Lebens zu Ende gehen“. Eva Herbergen ist Strafverteidigerin mit ganzer Seele. Ihre Aufgabe ist es, Menschen vor Strafe zu bewahren, doch eines Tages beschließt sie, ihren Beruf aufzugeben. Wie es dazu gekommen ist, beschreibt sie in ihren Geschichten über Mandanten, die sie verteidigt hat und die sie einmal zu Oft hinters Licht geführt haben.So spannend erzählt diese einzelnen Geschichten, man kann das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Dunkle Momente

„In den Zeitungen stand, dass Wirbel gemacht werden sollte. Und weil mich das interessierte, fuhr ich mit der Straßenbahn in die Innenstadt, um mir den Wirbel anzusehen. Ein Menge Leute waren auf der Straße unterwegs, vor allem junge, auffallend viele Männer waren unter ihnen.“Im ersten Teil „über Carl reden wir morgen“ ging es um die Zwillingsbrüder der Familie Brugger, Carl und Eugen. Carl ging in den Krieg, Eugen nach Amerika. In diesem zweiten Buch geht es um die jüngste Tochter der Familie, Elisabeth. Sie studiert Medizin, heiratet einen Arzt, Georg, der versehrt aus dem Krieg heimkehrt, und zusammen führen sie eine internistische Praxis in Wien. Sie hilft immer wieder Frauen, die ungewollt schwanger werden, landet dafür im Gefängnis, hat eine Affäre, und es passiert noch so allerhand in ihrem Leben. Lassen Sie sich überraschen.Christine Riehle

Nur nachts ist es hell

&nbsp;„Ihre Absätze hallten auf den Kunststeinfliesen, als würde sie einen Saal betreten und nicht die Poststelle von Frau Pieper am Amselweg.“Was ist denn das für eine Familie? Der Ich-Erzähler beschreibt ein Leben auf der Rasierklinge zwischen Gerichtsvollzieher und Möbelhaus. Als Konfirmand wünscht er sich nicht sehnlicher als ein blaues Samtsakko, aber ob das der Geldbeutel der Eltern zulässt ist fraglich. Schünemann erzählt die Geschichte einer Jugend, in der der jüngste Sohn genau den finanziellen Untergang beobachtet. Gerade noch Großverdiener an einem Bauherrenmodell schliddern die Eltern mit unglaublicher Naivität in die Zwangsversteigerung. Pleite, aber immer gut gelaunt und bereit für die nächste Eskapade folgt man als Leser mit Kopfschütteln dieser Geschichte.Beate Hiller

Bis die Sonne scheint

„Quellwolken hingen über der Elbe und färbten das Wasser aschfahl, beinahe schwarz. Aus der Ferne rollte Donner heran, gegen den die Graugänse am Ufer anschrien. Ohne die Flut wäre die Luft drückend gewesen. Doch die sich kräuselnden Wellen spülten einen Hauch von Nordseeweite bis hin zur Elbinsel Hanskalbsand.“&nbsp;Die Zwillinge Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause. Sie wachsen bei ihrer Großmutter auf, weil ihre Mutter Alea im Gefängnis sitzt. Sehnsüchtig warten sie auf den Tag an dem die Mutter entlassen werden soll, doch als es endlich so weit ist, verschwindet nicht nur Alea, sondern auch Jale. Entschlossen die beiden zu finden, durchkämmt Enna das Alte Land und stößt dabei auf das Geheimnis ihrer Vergangenheit, nämlich dem Grund warum ihre Mutter ins Gefängnis gehen musste.&nbsp;Sehr schöne Naturbeschreibungen aber auch spannend wie ein Krimi geschrieben findet Christine Riehle

Stromlinien

„In den Sommerferien vor ihrem Abitur reiste Fritzi Prager mithilfe mehrerer Regionalzüge, einer Lastwagenfahrerin und eines verliebten Paares, das sie über den Brenner mitnahm, in die toskanische Stadt Lucca.“ Als er vierzehn ist, verliebt sich Hannes Prager in das Mädchen Polina. Um ihr seine Liebe zu zeigen komponiert der begabte Junge eine Melodie für sie. Als Hannes´Mutter stirbt, verstummt die Musik in ihm, und seine und&nbsp;Polinas Wege trennen sich. Nach Jahren, in denen er nichts als Leere fühlt, erkennt Hannes: er muss Polina wiederfinden. Das kann ihm nur durch die Musik gelingen.Ein schöner einfühlsamer Roman über die eine große Liebe im Leben.Christine Riehle

Für Polina

&nbsp;„Unsichtbar kauerte sie im Schutz einer flachen, vom Sturm verdrehten Moorkiefer. Die Äste hängen rings um sie herum bis zum Toden. Seit Tagen ist dies ihr sicheres Versteck.“&nbsp;Georg Denglers 11. Fall führt ihn an die Orte seiner Kindheit im Schwarzwald, zu seiner Jugendliebe und ins Haus seiner Mutter.&nbsp; Diese wird langsam alt und man hat vor Ort den Verdacht, dass sie dement wird. &nbsp;Schorlau kommt nach Hause und wird natürlich ganz schnell mit den Geschehnissen vor Ort konfrontiert.Ein Windrad wird auf dem Feldberg geplant und es soll ausgerechnet auf einem Grundstück seiner Familie gebaut werden. &nbsp;Aber der örtliche Widerstand ist groß, seine Mutter wird von der Wortführerin - Denglers alte Liebe - beeinflusst, ihr Grundstück nicht zur Verfügung zu stellen und schnell kommt der Leser hinter die Machenschaften&nbsp; korrupter Landespolitiker, der Atomlobby, die natürlich alles gegen den billigen Strom der Windräder tun. Als die Wortführerin ermordet aufgefunden wird, ermittelt Dengler und kommt nach und nach hinter diese Machenschaften.&nbsp;Auch auf dem Hof seiner Mutter passiert allerhand geheimnisvolles und Dengler kommt nach und nach hinter dunkle Familiengeheimnisse.&nbsp;&nbsp;Was mir besonders gefiel waren die lebendig, liebevoll gezeichneten Protagonisten. Seine Mutter die konsequent den südbadischen Dialekt spricht (man liest sich nach und nach ein), sein Sohn Jakob, der aus Berlin anreist um der Oma zu helfen. Durch ihn erfährt der Leser/die Leserin, aktuelles über den Klimawandel, „die letzte Generation“ und wie richtiges gendern geht. Das macht er durchgehend (ob es passt oder nicht).&nbsp; Die Gegenspieler, deren Methoden das Windrad zu verhindern und deren Denken ist so überzeichnet, führt einem aber die Hintergründe vor.&nbsp;Schorlau hat sich - wie immer - sehr umfassend in das Thema Energiewende und Klimakatastrophe eingearbeitet und man wird auf sehr unterhaltsame Art informiert. Es ist der komplex und lesenswert.Christine Quirmbachh-Müller

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